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Befreie dich von der emotionalen Last: Wie du Muster aus der Kindheit durchbrichst

Die Ursachen emotionaler Abhängigkeit in der Kindheit sind tief verwurzelt und betreffen viele Menschen auch im Erwachsenenalter. Diese Abhängigkeit entsteht oft durch spezifische Erfahrungen und Beziehungsmuster, die schon in der frühen Kindheit geprägt werden. Das kann dein gesamtes Leben sowie deine Beziehungen im Erwachsenenalter stark beeinflussen. In diesem Artikel erfährst du, welche Ursachen zur emotionalen Abhängigkeit führen, welche Rolle die Kindheit dabei spielt und wie du diese Muster erkennen und durchbrechen kannst, um zu emotionaler Unabhängigkeit zu gelangen.

Wie emotionale Abhängigkeit in der Kindheit entsteht

Emotionale Abhängigkeit beginnt oft in der Kindheit, wenn bestimmte Bedürfnisse nicht erfüllt werden. Wenn du zum Beispiel als Kind das Gefühl hattest, deine Emotionen wären unwichtig oder unerwünscht, kann dies dazu führen, dass du auch im Erwachsenenalter Schwierigkeiten hast, deine eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und durchzusetzen. Eltern, die inkonsistent auf emotionale Bedürfnisse reagieren oder ihre eigenen Ängste und Unsicherheiten auf ihre Kinder projizieren, schaffen oft eine Grundlage für emotionale Abhängigkeit. Es ist wichtig, diese Muster zu erkennen, um später Veränderungen vornehmen zu können.

Bindungstheorie: Die Wurzeln emotionaler Abhängigkeit

Bereits in der frühesten Kindheit entwickelt sich unsere Bindungsfähigkeit, die später unser Beziehungsverhalten prägt. Die Bindungstheorie geht davon aus, dass Kinder, die eine unsichere Bindung zu ihren Eltern entwickeln, im Erwachsenenalter zu emotionaler Abhängigkeit neigen.

Unsichere Bindung bedeutet, dass ein Kind keine zuverlässige Sicherheit von seinen Eltern bekommt. Das Kind weiß nicht, ob seine Bedürfnisse erfüllt werden oder fühlt sich emotional von den Eltern zurückgewiesen. Unsichere Bindung entsteht oft, wenn Eltern unvorhersehbar reagieren oder nicht emotional verfügbar sind. Ein klassisches Beispiel ist das Schreien lassen von Babys. Zu Zeiten des Dritten Reichs wurde genau das propagandiert – um das Kind abzuhärten und gefügig zu machen. Der natürliche Impuls der Eltern, sich um ein weinendes Kind zu kümmern, musste unterdrückt werden – vermeintlich zum Wohle des Kindes.

Aber genau solche Erfahrungen führen zu unsicherer Bindung. Da ein Baby noch keine Selbstregulation gelernt hat, ist es unausweichlich auf Co-Regulation der Bezugspersonen angewiesen. Wenn ein Baby nun weint und keine Reaktion erhält, lernt es, dass seine Bedürfnisse nicht zuverlässig erfüllt werden. Wenn die Co-Regulation also nicht passiert, greift der Fight-Flight-Freeze-Modus. Da das Kind weder Fliehen noch Kämpfen kann, erstarrt es. Die Eltern glauben, das Baby habe „gelernt“, nicht zu weinen und sich selbst zu beruhigen. Das einzige, was das Kind allerdings gelernt hat, ist: „Ich bin allein und verlassen auf dieser Welt. Meine Bedürfnisse sind nicht wichtig.“ All das kann später zu Abhängigkeitsmustern oder Bindungsunfähigkeit führen. Und genau damit sind die Ursachen emotionaler Abhängigkeit in der Kindheit direkt angelegt. 

Die Rolle von Kontrolle und Überfürsorglichkeit

Eine weitere Ursache für emotionale Abhängigkeit ist übermäßige Kontrolle oder Überfürsorglichkeit seitens der Eltern. Überfürsorglichkeit bedeutet, dass Eltern ständig versuchen, alle Bedürfnisse ihres Kindes zu erfüllen, bevor es diese überhaupt selbst wahrnehmen kann. Dadurch lassen sie sie ihren Kindern kaum Raum für eigene Erfahrungen.

Dies geschieht oft aus dem Wunsch heraus, das Kind vor jeglichen Schwierigkeiten oder negativen Erfahrungen zu bewahren. Dadurch lernen Kinder jedoch nicht, eigenständig Probleme zu lösen oder mit Herausforderungen umzugehen. Und genau das wird sie später im Leben unsicher und abhängig von der Unterstützung anderer macht.

Wichtig ist hier zu verstehen, dass Babys und Kleinkinder nicht „verwöhnt“ werden können, indem man auf ihre Bedürfnisse eingeht. In diesem Alter sind Kinder nicht in der Lage zu manipulieren; sie sind vollständig auf die Fürsorge ihrer Bezugspersonen angewiesen, um Sicherheit und Vertrauen zu entwickeln.

Wenn ein Baby weint, kommuniziert es ein echtes Bedürfnis, sei es nach Nahrung, Nähe oder Komfort. Statt Manipulation zeigt es also, dass es Unterstützung braucht, um sich sicher zu fühlen und gesund zu entwickeln. Problematisch wird eine Überfürsorglichkeit dann, wenn Kindern später im Leben jede Möglichkeit genommen wird, eigene Entscheidungen zu treffen und eigene Erfahrungen zu machen.

Die Auswirkungen emotionaler Abhängigkeit im Erwachsenenalter

Emotionale Abhängigkeit kann im Erwachsenenalter viele deiner Lebensbereiche beeinträchtigen. Wenn du deine Entscheidungen immer noch von der Zustimmung deiner Eltern abhängig machst, fällt es dir schwer, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Das kann dazu führen, dass du wichtige Entscheidungen aufschiebst oder sie überhaupt nicht triffst. Einfach aus Angst heraus, etwas falsch zu machen. Auch dein Selbstwertgefühl leidet, da du immer das Gefühl hast, nicht gut genug zu sein, wenn du die Erwartungen deiner Eltern nicht erfüllst.

Angst vor Ablehnung und der Wunsch nach Bestätigung

Emotionale Abhängigkeit führt also dazu, dass du immer wieder das Bedürfnis hast, den Erwartungen anderer gerecht zu werden, um Bestätigung zu erhalten. Statt deine eigenen Ziele und Wünsche zu verfolgen, fragst du dich ständig, was andere von dir denken könnten. Diese immerwährende Sorge um die Meinung anderer Menschen kann dich daran hindern, selbstbewusste Entscheidungen zu treffen und dein Leben nach deinen eigenen Vorstellungen zu gestalten.

Du möchtest im sozialen Bereich arbeiten, aber deine Eltern wären „so stolz“ auf eine Ärztin in der Familie? Studierst du halt Medizin. Du möchtest umziehen, aber dann „wären deine Eltern so schrecklich allein“? Bleibst du halt im Nachbardorf. Das kann soweit führen, dass du deine eigenen Bedürfnisse und Wünsche noch nicht mal wahrnimmst.

Die Auswirkungen auf romantische Beziehungen

Emotionale Abhängigkeit von den Eltern wirkt sich besonders auf deine romantischen Beziehungen aus. Wenn du diese Abhängigkeit nicht überwunden hast, suchst du oft Partner, die dir dieselbe (vermeintliche) Sicherheit geben, die du von deinen Eltern erhalten hast. Das kann zu toxischen Beziehungen führen, in denen Abhängigkeit und Kontrolle eine große Rolle spielen. Oder du suchst in deinen Partnerschaften wieder eine unsichere Bindung – einfach nur, weil du gelernt hast, dass Liebe und Beziehung genau so aussehen.

Muster durchbrechen: Wege zur emotionalen Unabhängigkeit

Doch es gibt Möglichkeiten, emotionale Abhängigkeit zu durchbrechen. Mit kleinen, erreichbaren Zielen bewegst du dich Schritt für Schritt in ein freies Leben und baust das Selbstbewusstsein auf, um deine eigenen Entscheidungen zu treffen. Jeder kleine Erfolg stärkt dein Vertrauen in deine Fähigkeiten und zeigt dir, dass du in der Lage bist, dein Leben selbstbestimmt zu gestalten.

Selbsterkenntnis als erster Schritt

Der erste Schritt zur emotionalen Unabhängigkeit besteht darin, sich der eigenen Muster bewusst zu werden. Frage dich selbst: In welchen Situationen suchst du nach der Zustimmung deiner Eltern? Wann fühlst du dich unwohl, wenn du Entscheidungen alleine triffst? Diese Selbsterkenntnis ist der Schlüssel, um alte Muster zu durchbrechen.

Gesunde Grenzen setzen

Ein weiterer wichtiger Schritt ist das Setzen gesunder Grenzen. Das bedeutet, dass du lernst, „Nein“ zu sagen, ohne Schuldgefühle zu haben, und deine eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen. Das Setzen von Grenzen bedeutet nicht, die Beziehung zu deinen Eltern abzubrechen, sondern vielmehr, die Beziehung auf eine gesunde Art und Weise zu gestalten. Achtung: Handelt es sich bei einem oder beiden deiner Eltern um Narzissten, gilt eine andere Herangehensweise.

Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen

Manchmal ist es schwer, diese Muster alleine zu durchbrechen. In solchen Fällen kann eine Therapie hilfreich sein. Ein erfahrener Traumatherapeut oder traumasensibler Coach kann dir helfen, die ursprünglichen Gründe für deine emotionale Abhängigkeit zu verstehen und Strategien zu entwickeln, um diese zu überwinden.

Die Beziehung zu den Eltern neu definieren

Die Beziehung zu den Eltern im Erwachsenenalter neu zu definieren, kann eine Herausforderung sein, aber es ist auch eine Chance für persönliches Wachstum. Es geht darum, eure Dynamik zu verändern und die Balance zwischen Nähe und Unabhängigkeit zu finden. Das bedeutet aus, dass du deinen Eltern klar machst, dass du nun eigenständig bist und in der Lage, deine eigenen Entscheidungen zu treffen. Eine solche Neuausrichtung erfordert Geduld und Mut, aber sie ist essentiell, um eine gesunde, respektvolle Beziehung aufzubauen.

Vom Kind zum Erwachsenen: Rollenveränderung verstehen

Um emotionale Unabhängigkeit zu erreichen, ist es wichtig, die Rollenveränderung zu verstehen, die mit dem Erwachsenwerden einhergeht. Du bist nicht mehr das abhängige Kind, sondern ein unabhängiger Erwachsener, der fähig ist, eigene Entscheidungen zu treffen. Es ist wichtig, diese neue Rolle zu akzeptieren und Verantwortung für dein eigenes Leben zu übernehmen – für dich genauso wie für deine Eltern. Das gilt natürlich in jeglicher Hinsicht – von eigenverantwortlichen Entscheidungen in Job- und Partnerwahl bis hin zu finanzieller Unabhängigkeit von deinen Eltern.

Kommunikation auf Augenhöhe

Lerne, mit deinen Eltern auf Augenhöhe zu kommunizieren. Das bedeutet, dass du deine Bedürfnisse klar kommunizierst und auch die der Eltern respektierst. Eine solche Kommunikation kann helfen, alte Abhängigkeitsmuster zu durchbrechen und eine neue, gesunde Beziehung zu schaffen.

Fazit

Die Ursachen emotionaler Abhängigkeit in der Kindheit sind tief verwurzelt und können das Leben im Erwachsenenalter erheblich beeinflussen. Die Entscheidung, sich von der emotionalen Abhängigkeit zu lösen, ist ein mutiger Schritt. Es bedeutet, Verantwortung für dein eigenes Leben zu übernehmen und alte, tief verwurzelte Verhaltensweisen zu ändern. Dabei ist es wichtig, dir bewusst zu machen, dass dieser Prozess Zeit braucht und Rückschläge normal sind. Aber jeder Schritt, den du machst, bringt dich näher zu einem selbstbestimmten und erfüllten Leben. Denn es ist möglich, die alten Muster zu durchbrechen. Mit Selbsterkenntnis, gesunden Grenzen und professioneller Hilfe kannst du lernen, unabhängig zu werden und die Beziehung zu deinen Eltern auf eine neue Basis zu stellen.

Beziehungen, empowerment, Familie, Mindset

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